Mediation
Faire Lösung im Konflikt – nicht nur bei Trennung und Scheidung
Im Konflikt stehen sich Menschen oft unversöhnlich gegenüber.
Jeder kämpft gegen den anderen um sein Recht. Am Ende wird
das Urteil gesprochen: Der eine steht als Sieger da und der andere
hat verloren. Mediation bietet die Chance, faire Lösungen zu
finden und Vereinbarungen zu treffen, bei denen beide Konfliktparteien
gewinnen.
Mediation ist ein außergerichtliches, freiwilliges Verfahren.
Mithilfe eines neutralen Dritten, des Mediators, entwickeln die
Konfliktparteien Lösungen, die beide Seiten als gerecht empfinden.
Am Ende steht eine verbindliche Vereinbarung, die schriftlich formuliert
und in eine rechtsgültige Form gebracht werden kann.
Die Voraussetzungen der Mediation
Die erste und wichtigste Voraussetzung ist, dass sich beide Seiten
freiwillig für die Mediation entscheiden. Darüber hinaus
brauchen die Konfliktparteien die Bereitschaft,
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zumindest vorläufig auf eine gerichtliche Auseinandersetzung
zu verzichten, |
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Vertraulichkeit nach außen zu wahren, |
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den eigenen Standpunkt zu vertreten und fair zu verhandeln, |
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alle wichtigen Informationen und Fakten offen zu legen, |
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auf beiderseits annehmbare, faire Entscheidungen hinzuarbeiten. |
Die Konfliktthemen der Mediation
Am bekanntesten ist die so genannte Familienmediation bei Trennung
und Scheidung. Hier geht es für die Partner um die Konsequenzen
der Trennung und die Perspektiven für ihre Zukunft: Wie wollen
sie ihr gemeinsames Vermögen aufteilen? Wo werden sie wohnen?
Wovon werden sie leben? Wer wird wen finanziell unterstützen?
Wo werden die Kinder wohnen? Wer wird für die Kinder sorgen
und wer wird in der Kinderbetreuung welche Aufgabe übernehmen?
Der wichtigste Unterschied zum üblichen Scheidungsverfahren
besteht darin, dass die Konfliktparteien selbstverantwortlich eine
ihren Interessen entsprechende Regelung der Konfliktthemen erreichen
können - ohne langwierige und kostspielige Rechtsstreitigkeiten
und ohne "schmutzige Wäsche zu waschen".
Darüber hinaus eignet sich Mediation zur Lösung unterschiedlichster
Konflikte: Erbstreitigkeiten, Nachbarschaftskonflikte, Auseinandersetzungen
zwischen Eltern und Kindern, Geschwistern oder Arbeitskollegen.
Entscheidend ist einzig, dass sich die Konfliktparteien freiwillig
entschließen, im direkten, vom Mediator moderierten Gespräch
Lösungen auszuhandeln.
Die Rolle des Mediators
Der Mediator verhält sich den Konfliktparteien gegenüber
völlig neutral, oder anders gesagt: Er ist für beide Seiten
in gleicher Weise parteilich. Er achtet darauf, dass beide Gesprächspartner
angemessen zu Wort kommen, und moderiert die Verhandlungen. Er zeigt
mögliche Richtungen auf und stellt hilfreiche Fragen, durch
die es den Konfliktparteien gelingen kann, neue und einvernehmliche
Lösungen zu (er)finden. Er unterstützt beide Seiten in
ihrer Autonomie und Selbstverantwortung. Nach außen ist er
zur Verschwiegenheit verpflichtet.
Der Mediator stellt den geeigneten Rahmen zur Verfügung und
ist für den Verlauf der Gespräche verantwortlich, nicht
für deren Inhalt. Den Inhalt bestimmen die Konfliktparteien.
Sie entscheiden am Ende selbst, welche Lösungen sie annehmen
und welche Vereinbarungen sie treffen.
Der Ablauf der Mediation
1. Erstkontakt und Mediationskontrakt
Die Konfliktparteien schildern, worum es in ihrem Konflikt geht.
Der Mediator informiert über Prinzipien, Ablauf und Ziel der
Mediation. Nachdem die Grundregeln besprochen sind und beide Parteien
ihre Bereitschaft zur Mediation erklärt haben, wird ein Kontrakt
geschlossen.
2. Sammlung der strittigen Themen
In dieser Phase werden die zu verhandelnden Themen gesammelt und
Übereinstimmungen sowie Streitpunkte deutlich gemacht. Die
einzelnen Punkte werden gewichtet und in eine Rangfolge gebracht,
die das weitere Vorgehen bestimmt.
3. Bearbeitung des Konflikts
Hier werden die Interessen und Beweggründe beider Seiten herausgearbeitet
und die Ziele formuliert, die die Konfliktparteien in der Zukunft
erreichen wollen.
4. Entwicklung, Bewertung und Verhandlung von Lösungsmöglichkeiten
Die Konfliktparteien suchen nach Wegen, wie sie das erreichen können,
was sie erreichen wollen. Dabei sind häufig auch rechtliche
Rahmenbedingungen zu berücksichtigen, über die sich die
Konfliktparteien - gemeinsam oder getrennt - bei einem Beratungsanwalt
informieren können. Die rechtlichen Aspekte werden gemeinsam
besprochen und mögliche Konsequenzen für das Ergebnis
der Mediation diskutiert.
5. Entscheidung und Vereinbarung
Die Konfliktparteien verhandeln, entscheiden und einigen sich.
Beide Seiten überprüfen, ob sie die gefundenen Lösungen
als fair empfinden und annehmen können. In einer verbindlichen
Form werden die Ergebnisse der Mediation zusammengefasst und eine
Vereinbarung getroffen. Dies kann z. B. durch eine schriftliche
Absichtserklärung geschehen, die als Vorlage für eine
rechtsverbindliche notarielle Vereinbarung dient.
Dauer und Kosten der Mediation
Die Anzahl der Stunden hängt von den Bedürfnissen der
beteiligten Personen ab und von Umfang und Komplexität der
Konfliktthemen. In den meisten Fällen reichen vier bis zehn
Sitzungen von ca. 90 Minuten Dauer aus. Bei überschaubaren,
auf wenige Streitpunkte begrenzten Konflikten kann man im Rahmen
einer Kurzmediation schon in einer oder zwei Sitzungen zu einem
Ergebnis kommen. Die Kosten der Mediation richten sich nach der
Anzahl der Sitzungen und werden meist von beiden Konfliktparteien
gemeinsam getragen. Weil durch die Mediation häufig zermürbende
und lang dauernde Gerichtsverfahren vermieden werden, ist sie kostengünstig
und effizient. Bei der Kostengestaltung können die Einkommensverhältnisse
berücksichtigt werden. Wenn eine faire Lösung dem Kindeswohl
dient und wenn Kinder oder Jugendliche am Konflikt beteiligt sind
(z. B. bei Eltern-Kind-Konflikten), können die Kosten der Mediation
auch vom Jugendamt übernommen werden. All dies wird vor Beginn
der Mediation geklärt.
Als Psychologe und Mediator mit langjähriger Erfahrung
in Beratung und Therapie sehe ich meine Aufgabe besonders darin,
das Gespräch in der Mediation lösungsorientiert und in
einer Atmosphäre gegenseitiger Achtung zu gestalten. Ich unterstütze
die beteiligten Personen, damit sie ihre Standpunkte selbstbewusst
vertreten und ihre Gefühle und Interessen offen äußern
können. Wenn dies gelingt, ist der Weg zu einer fairen Lösung
nicht mehr weit.
Werner Huber
Dipl.-Psychologe
Psychologischer Psychotherapeut und Mediator
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